Den richtigen Einstieg in die Naturfotografie zu finden, kann durchaus komplex sein. Von der Makrofotografie über die Landschaftsfotografie bis hin zur Tierfotografie hat jedes Gebiet in der Naturfotografie seine eigenen Besonderheiten. Es gibt jedoch ein paar grundlegende Tipps für die Naturfotografie, mit denen du für nahezu alle Disziplinen gewappnet bist.
Tipp #1 Nature first!
Die Natur steht immer an erster Stelle: Vermeide Störungen jeglicher Art. Setze Tiere nicht unter Druck (wenn ein Tier vor dir flieht, bist du zu weit gegangen). Vermeide es, ein Foto um jeden Preis zu schießen und entscheide dich im Zweifelsfall für den Artenschutz.
Verlasse in Naturschutzgebieten nicht die Wege. Pass auf, worauf du trittst. Verursache keine Schäden. Hinterlasse keinen Müll. Entferne möglichst nichts aus der Natur (außer du findest Müll ;-)). Ich denke die Liste der möglichen Vergehen lässt sich endlos fortsetzen und du weißt, worauf ich hinaus will. Verhalte dich so in der Natur, wie du es auch von anderen erwarten würdest.
Denn auch wie für Spaziergänger, Hundebesitzer, Angler, Mountainbiker, Ornithologen oder andere Interessensgruppen, die sich gerne in der Natur aufhalten, gilt auch für dich: Respektiere die Natur! Du hast als Fotograf in der Natur keinerlei Sonderrechte. Du bist nur ein weiterer Teil einer gewissen Interessensgruppe, die in den Naturraum vordringt und Störungen verusachen kann.
Wenn du dies verinnerlichst, hast du den ersten Schritt zu einem erfolgreichen Naturfotografen schon gemacht 🙂
Tipp #2 Habe Geduld und keine großen Erwartungen
Im Internet begegnet man ständig großartigen Naturaufnahmen. Das regt viele Menschen dazu an selbst solche Fotos schießen zu wollen und weckt auch Erwartungen. Aber bereits nach wenigen Wochen oder Monaten macht sich Enttäuschung breit: Denn die Bilder werden einfach nicht so großartig wie jene, die man ständig im Netz sieht.
Das Hauptproblem bei der Naturfotografie: Wir sind in der Natur und nicht im Fotostudio. Während du im Studio die Situation (Licht, Posing, Bildgestaltung usw) in Ruhe kontrollieren kannst, findest du in der Natur ständig wechselnde Bedingungen vor.
Die Lichtbedingungen sind nicht optimal, der Vogel sitzt nicht da wo er soll und wenn er sich denn überhaupt mal zeigt, geht alles viel zu schnell. Diese Bedingungen einigermaßen zu kontrollieren erfordert viele Jahre an Erfahrung.
Schraube also deine Erwartungen an dich und deine Fotos herunter und bringe viel Geduld mit für dieses Hobby.
Tipp #3 Genieße den Prozess
Gehe mit einer Entdecker-Attitüde nach draußen. Erfreue dich an tollen Momenten in der Natur und halte diese mit der Kamera fest. Deine Fotos werden nicht von Anfang an Meisterwerke sein, aber sie werden über die Zeit merkbar besser werden. Finde deine Begeisterung für die Natur, probiere dich aus und gehe mit der Kamera auf die „Jagd“ um besondere Momente festzhalten.
Und selbst wenn du einmal von einer Fotopirsch zurück kommst und kein einziges Foto geschossen hast (und glaube mir, das wird dir als Naturfotograf passieren 😉 ), sei nicht enttäuscht. Du warst draußen und das ist die Hauptsache.
Tipp #4 Studiere Verhalten und Eigenheiten von Tieren
Das Verhalten von Tieren zu kennen kann ein entscheidender Vorteil in der Naturfotografie sein. Sei es das mangelnde Sehvermögen von Feldhasen, die Kommunikation unter Gänsen vor einem Start oder das Auftauchen von Rehen zu einer bestimmten Tages- oder Jahreszeit an einem bestimmten Ort. Dieses Wissen kann dazu führen, dass du Situationen vorausahnen und damit zu deinem Vorteil nutzen kannst.
Fange am besten mit einer Tierart an, die du gerne einmal fotografieren möchtest und die du ohne großen Aufwand relativ häufig beobachten kannst. Lies in unterschiedlichen Quellen möglichst viel über Verhalten, Lebensräume usw. nach und gehe vor allem raus und beobachte die Art in der Natur.
Alternativ kannst du auch damit beginnen, ein bestimmtes Verhalten von Tieren zu fotografieren. Ein recht wirkungsvolles Einstiegsthema ist dabei die Fotografie von Vögeln im Flug.
Tipp #5 Kenne den besten Naturfotospot der Welt
Torres del Paine, Glacier, Yosemite – es gibt zahrleiche Hotspots auf dieser Welt, an denen sich die Naturfotografen die Klinke in die Hand geben. Aber ein Fotospot ist allen anderen überlegen: Die Natur vor deiner Haustüre.
Hier hast du die Möglichkeit durch ständige Beobachtungen zum Experten zu werden und dir außergewöhnliche Motive zu erarbeiten. Durch die kurzen Anreisewege kannst du ohne großen Schlafverzicht bereits früh am Morgen am Ort des Geschehens sein um bspw. Rehe zu fotografieren. Oder auf sich ändernde Wetterbedingungen schnell reagieren und die Kamera am geeigneten Platz für eine grandiose Landschaftsaufnahme platzieren.
Wenn du das Gebiet vor deiner Haustüre ständig erkundest, weißt auch welche Tierarten du in welchen Gebieten zu welchen Jahreszeiten antreffen kannst um diese später zu geeigneten Bedingungen zu fotografieren.
Tipp #6 Beherrsche deine Technik
In manchen Situationen muss alles ganz schnell gehen: Das Objekt der Begierde erscheint urplötzlich vor der Kamera oder das Licht für deine Landschaftsaufnahme ist überragend – Sekunden später kann schon alles vorbei sein.
Wenn du vorher nicht genügend Zeit hattest, deine Kamera auf die nun vorherschenden Verhältnisse einzustellen, musst du jetzt schnell handeln: Stimmt meine Blendenöffnung? Habe ich die richtige Belichtungszeit eingestellt? ISO? Muss ich mit einer Unterbelichtung arbeiten? Passt mein Autofokus-Modus?
Viele Variablen bestimmen ein technisch gutes Bild. Lerne die Bedienung und Möglichkeiten deiner Kamera auswendig. Lerne auch die Zusammenhänge der einzelnen Komponenten, etwa von Blende, ISO und Belichtung.
Lies dazu im ersten Schritt gründlich die Bedienungsanleitung deiner Kamera und erkunde dann die unterschiedlichen Möglichkeiten in der Praxis aus. Nur so wirst du die Zusammenhänge auch verinnerlichen.
Und glaube mir, auch mit jahrelanger Erfahrung kann es immer noch passieren, dass man die eine oder andere Aufnahme im Eifer des Gefechts versaut 🙂
Tipp #7 Raus jetzt!
Kein Buch, keine Webseite, kein Blogartikel, kein Fotokurs, kein Naturfotografie-Tipp dieser Welt kann dir die Erfahrungen beibringen, die du als Naturfotograf vor der Haustüre machst. Gehe raus, beobachte das Verhalten der Tiere, erkunde deine Umgebung, achte darauf wie das Licht sich im Laufe des Tages verändert, betätige den Auslöser und erfreue dich an den Erlebnissen (auch wenn die Ergebnisse mal wieder enttäuschend waren). So wirst du mit der Zeit automatisch zum besseren (Natur)Fotografen.
Geduld und Respekt steht vor allem. Dass Du das so herausstellst finde ich super! Dein Blog ist soeben in meinen Feedreader gewandert – ich hoffe Du bleibst dran, gefällt mir 🙂
LG
Timo
Oh vielen Dank Timo 🙂 Der nächste Artikel ist bereits in der Mache ?
Sehr gut!
LG