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Im Winter an den Bodensee? Was soll das. Da ist es doch immer so grau! Und der eisig kalte Wind. Da kann man doch nicht mal Radfahren. Biergarten hat ja auch keiner offen. Und dennoch: Es gibt sie. Unerbittliche Bodenseebesucher, die allen Widrigkeiten zum Trotz besonders gerne im Winter an den Bodensee pilgern: Naturliebhaber.
Und sie kommen in Scharen, um einem alljährlichen Spektakel beizuwohnen, das in Süddeutschland seinesgleichen sucht. Denn stattliche 536 km² Wasserfläche und das gute Nahrungsangebot machen den See Jahr für Jahr zum Rastgebiet und Winterquartier für Zehntausende Wasservögel.
Zu einem der Hot-Spots für die Vogelbeobachtung zählt hier die Stockacher Aachmündung. Wenn im Winterhalbjahr der Wasserstand am Bodensee fällt, legt er auch hier wertvolle Schlickflächen frei. Ein Nahrungsparadies für verschiedene Limikolenarten wie dem Großen Brachvogel oder den Alpenstrandläufern.
Lange habe ich gewartet um ein Wochenende abzupassen an dem die beiden Bestandteile „einigermaßen gute Wettervorhersage“ und „freier Terminkalender“ zusammentreffen. Als sich dann tatsächlich mal eine Lücke im Kalender auftut und die Wettervorhersage Dienstags (für Bodenseeverhältnisse) prächtiges Winterwochenendewetter vorhersagt, stellt sich ein Kribbeln ein. Und als sich die Vorhersage zum Wochenende hin tatsächlich festigt, hält mich nichts mehr zurück. Kameraausrüstung schnüren, Thermounterwäsche ausgraben und raus jetzt!
Bereits auf der 90 minütigen Autofahrt zu meiner ersten Station für diesen Tag – die Stockacher Aachmündung – erwarten mich zwei Highlights. Auf einem schneebedeckten Feld neben der Autobahn jagt ein Fuchs bei bestem Morgenlicht im prächtigen Winterfell. Wie ich mich ärgere! Über eine verpasste Gelegenheit. Die ja streng genommen gar keine war. Trotzdem!
Und etwa 2 km vor meinem Ziel ziehen zwei Rotmilane durch die Lüfte. Wie lange habe ich schon keine mehr gesehen! Also ich wäre dann jetzt soweit. Von mir aus kann es los gehen.
Das Auto stelle ich kurz vor Ludwigshafen am Campingplatz Schachenhorn ab. Der hat im Winter geschlossen, entsprechend ist auf dem Parkplatz zur frühen Stunde mal gar überhaupt nix los. Parken ist gratis, lediglich eine Parkscheibe darf hinter der Windschutzscheibe platziert werden. 3 Stunden hat man Zeit. Mehr als genug für mein Vorhaben.
Vom Parkplatz aus führt der Weg in südliche Richtung am Ufer entlang bis zur Aachmündung, von dort kann man einen Rundweg zurück wählen oder man geht den Weg am Ufer zurück. In Summe etwa – je nach Variante – 2 km Wegstrecke.
Still ist es an diesem Morgen. Und eisig kalt. Minus 7 Grad zeigt das Thermometer. Doch das fiese ist der starke Wind an diesem Tag. Ich schaffe es kaum für zwei Minuten meine Handschuhe zum fotografieren auszuziehen. Die ersten Begegnungen mache ich mit einem Trupp Graugänsen, einem Rotkelchen und 2 Hunden. Und die Besitzer hinterher. Und ernsthaft: Das ist ein Naturschutzgebiet. Ich respektiere es ja völligst, dass hier Hunde Gassi geführt werden. Schließlich habe ich nicht mehr oder weniger Recht mich hier aufzuhalten. Auch mit meiner Anwesenheit können Tiere gestört werden.
Aber ist es zu viel verlangt die Hunde zumindest in einem Naturschutzgebiet anzuleinen? Egal ob es Winter ist. Und wie gut der Hund hört. Und er tut ja auch nichts. Hat er ja noch nie gemacht. Katholisch ist er eh. Die Tiere in diesem empfindlichen Lebensraum können trotzdem nervös werden. Und ein Todbiss von beispielsweisen Ästlingen oder Rehen erfolgt oft vom Herrchen unbemerkt.
Die Aussichtsplattform und Aachmündung erreiche ich bereits nach kurzer Zeit. Vielfalt und Menge der Vogelarten begeistern mich. Kleiber oder Schwanzmeisen in den Büschen am Wegesrand. Singschwäne und Große Brachvögel im Uferbereich. Schell-, Löffelenten und Lachmöwen auf dem Wasser. Graugänse und Störche ziehen über meinen Kopf. Ja, tatsächlich zwei Weißstörche. Auch Blässgänse mache ich zwischen ca. 150 Graugänsen im Wiesenbereich aus. Und damit habe ich noch nicht alle Arten aufgezählt…
Eine besondere Begegnung mache ich mit einem Rotkelchen, das aufgeregt zwitschernd meine Aufmerksamkeint auf sich lenkt. Es schien sich irgendwie im Geäst verfangen zu haben. Doch in einer heroischen Rettungstat und quasi unter Einsatz meines Lebens konnte ich den – verständlicherweise – panischen Piepmatz aus seiner lebensbedrohenden Lage befreien.
Kein Spaß, tatsächlich kam 10 Sekunden nach der Befreiung ein Hund um die Kurve. Ganz genau: Unangeleint. Das hätte unter Umständen schief gehen können. Egal, ich war froh dass das kleine Kerlchen am Ende offenbar unverletzt davon flog. Bei dem Gezappel hatte ich doch etwas Angst dass er sich verletzt.
Gefällt mir! So wahr!
Vielen Dank. !