Märzenbecher im Wolfstal

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Wenn im Märzen der Becher die Blüten aufspannt: Die Blüte der Märzenbecher im Wolfstal bei Lauterach gehört wohl zu den Highlights im Frühjahr auf der Schwäbischen Alb. Mit den ersten wärmeren Tagen des Jahres verschwinden dann nicht nur die letzten Schneefelder auf der Alb, es öffnen sich auch die Blüten der Märzenbecher, welche schon seit Februar sprießen.

Im idyllischen Wolfstal bilden sich dann regelrecht weiße Teppiche und an den Wochenenden strömen die Besucher in Scharen herbei, um das Spektakel zu bestaunen. Vom Baby im Kinderwagen bis zum rüstigen Senior mit Rollator: Alles was mobil ist, ist auf den Beinen. Auch ich habe mich unter die Schaulustigen gemischt. Allerdings nicht, ohne die Besichtigungstour um ein paar Extrakilometer zu erweitern. Somit entkomme ich dem Trubel etwas und kehre mit ein paar weiteren tollen Erlebnissen (u.a. Alpenblick!) im Rucksack zurück. Doch der Reihe nach.

Am Fuße der Ruine Wartstein

Als wir um 10:30 Uhr am Parkplatz nordwestlich von Lauterach eintreffen, herrscht hier schon reger Betrieb. Kein Wunder: Im Radio hat man uns den ersten wärmeren Frühlingstag des Jahres mit Temperaturen von bis zu 17° versprochen! Aber dass wir uns den Trubel heute in seiner vollen Breite geben ist eher dem Zufall geschuldet. Schon vor 3 Wochen hatten wir dieses kleine Zeitfensterchen im März entdeckt und für unser Vorhaben weggeblockt.

Vom Parkplatz aus sind wir nach wenigen Metern bereits drin im Märzenbecherspektakel. Genauer gesagt: Wir wären es. Es ist gerade Anfang März und der Schnee hat so manches schattiges Plätzchen noch fest im Griff. Trotzdem haben sich einige Pflänzchen durch die Schneedecke gekämpft und an den schneefreien Stellen sind sogar ein paar Becher aufgeblüht. Wir können das Spektakel also erahnen und sind schwer verzückt.

Märzenbecher im Wolfstal

Denn auch das Wolfstal itsself beeindruckt mit seinen Felsformationen und der seltene Kelchbecherling fühlt sich am Wegesrand sichtlich wohl. Lediglich die Besucherströme sind dann doch etwas anstrengend und deshalb sind wir nicht todunglücklich, als wir das Wolfstal in Richtung Westen verlassen. Schließlich haben wir noch ein paar – hoffentlich etwas leisere – Wanderkilometer vor uns.

Und so kommt es dann auch. Auf dem Weg nach Erbstetten begegnen wir lediglich einem freundlichen Wanderpärchen, das uns nach Märzenbecher und Kelchbecherling und Besucherantrang befragt. Nach einem nett Pläuschchen setzen wir unseren Weg fort und werden kurz darauf von einem vollbesetzten SUV angehalten.

Im Wolfstal

Als die Fahrerin die Fensterscheibe herunterkurbelt, strömt ein blumiger Parfumgeruch aus dem Auto. Wo denn die Märzenbecher seien, fragt uns ein mit Sonnenbrille verhülltes Augenpaar. Wir geben geduldig Auskunft: Die Straße nur noch runter, ist gar nicht mehr weit. Lediglich 15 Gehminuten von hier aus. Parken können Sie da vorne. Denn man kann ab hier nicht weiterfahren, die Strecke ist ausschließlich für Land- und Forstwirtschaft befahrbar.

Was dann kommt, überrascht uns ehrlich gesagt nicht wirklich. Als die Fahrerin sich langsam zum Durchfahrtsverbotschild angenähert hat, findet sie ihr Gaspedal und drückt amtlich drauf. Das nächste mal erkläre ich ihr besser den Weg zur nächsten Shoppingmall.

Im Wolfstal

Wir bummeln weiter, streifen durch Erbstetten und verpassen ihm den amtlichen Status „schönes Dorf“. Das hat sich Erbstetten ehrlich verdient. Am Waldrand treffen wir dann auf einen weiteren Frühlingsboten: Der erste Kleine Fuchs in diesem Jahr. Zwar nicht mein erster Schmetterling (dieser Titel 2015 ging an dieses Tagpfauenauge), aber immerhin kann er sich Platz 2 sichern. Wir werden an diesem Tag noch zwei weiteren so wie dem ersten Zitronenfalter begegnen.

Aber die eigentliche Überraschung erwartet uns noch. Märzenbecher und Kelchbecherling hatten wir fest auf der Rechnung. Auf Schmetterlinge haben wir gehofft. Aber als wir uns auf der Bank am Heumacherfels mit überragender Aussicht niederlassen, können wir es im ersten Moment kaum glauben.

Wir sitzen bestimmt schon 2-3 Minuten, als uns plötzlich klar wird: Das sind gar keine weißen Wolken am Horizont. Was wir da verschleiert im Dunst sehen, das sind tatsächlich die Alpen!

Alpenblick

Fernsucht macht sich breit und wir können kaum von dem Anblick lassen. Erinnerungen an unsere Alpenüberquerung oder unserem letzten Klettererlebnis, dem Klettersteig Gauablickhöhle, kommen hoch und setzen sich fest. So sitzen wir länger als geplant und genießen schweigend. Doch irgendwann müssen wir uns dann doch losreißen. Wir haben schließlich noch eine Burg zu erobern! Ok, eine Ruine.

Zur Ruine Wartstein

Seit Erbstetten haben wir hier oben im Wald keine Menschenseele mehr getroffen. Dies ändert sich, als wir die Ruine Wartstein erreichen. Allerdings kein Vergleich mit dem Menschenauflauf bei den Märzenbechern. Im 12. Jahrhundert wurde die Burg von den Herren von Wartstein erbaut. 1495 wurde sie wieder zerstört. Da hat es die Ruine tatsächlich länger gemacht als die Burg.

Ruine Wartstein

Von der Ruine führt uns der Weg wieder nach unten ins Tal zur Großen Lauter. Dem schönen Flusslauf folgend landen wir schlussendlich auch wieder an unserem Ausgangspunkt. Doch nicht ohne unterwegs noch die Begegnung mit einer Wasseramsel und zwei Kolkraben zu machen. Eine herrliche Tour mit vielen tollen Beobachtungen. Und mit dem Wetter hatten wir auch sicherlich großes Glück.

Tipp: Man kann das Auto auch nördlich des Wolfstals hier oder hier parken, um zu den Märzenbechern zu gelangen. Dort war die Parksituation an diesem Tag wesentlich enspannter, wie wir beim vorbeilaufen feststellen konnten.

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