In der Naturfotografie spielt die richtige Ausrüstung sicherlich eine nicht unbedeutende Rolle. Und trotzdem kannst du mit bereits wenig bis gar keinem finanziellen Aufwand als Naturfotograf mit wenig Ausrüstung voll durchstarten.
Kamera und Objektive für Naturfotografie
0 – 300 Euro Budget
Du hast weniger als 300 Euro Budget? Kein Problem, für die Naturfotografie ist eigentlich gar kein Geld nötig.
Bereits mit deinem Smartphone oder der Digi-Knipse, die in deiner Schublade schlummert, kannst du großartige Naturfotos machen. Du brauchst dazu lediglich zwei Dinge: Kenntnisse über Bildgestaltung und die Freude am rausgehen. Also raus jetzt!
Denn selbst wenn du eine teure Kamerausrüstung hast, machst du damit keine besseren Fotos, wenn du nicht nach draußen gehst und Fotos und Fotos und noch mehr Fotos machst.
Wenn du dich dann noch mit den Themen wie Bildgestaltung oder Licht in der Naturfotografie beschäftigst, ist das viel mehr wert als sich eine teure Kameraausrüstung zuzulegen. Blumen, Landschaften, Insekten uvm. kannst du so bereits auf großartige Art und Weise mit wenig Geld auf den Sensor bannen.
300 – 800 Euro Budget
Eine DSLR wie die Nikon D5200 oder Canon 700D bekommst du neu für rund 500 Euro. Hier ist auch meist schon ein Kit-Objektiv mit der Brennweite von bspw. 18 bis 55 mm im Preis inbegriffen. Damit kannst du schon prima Landschaftsaufnahmen machen.
Viele stellen sich auch immer die Frage nach dem Hersteller. Nikon? Canon? Sony? Olympus? Meine persönliche Empfehlung: Konzentriere dich auf die beiden Platzhirsche Nikon und Canon, wenn es um eine DSLR geht. Hier ist höchstwahrscheinlich am meisten Nachhaltigkeit gegeben und die beiden Produzenten werden am längsten am DSLR-Markt aktiv bleiben.
Ob du lieber eine DSLR oder eine DSLM kaufen solltest, kannst du in diesem Artikel nachlesen: Spiegellose Systemkamera oder Spiegelreflex – Was ist besser?
Und um die Entscheidung Nikon vs. Canon zu beantworten: Egal. Jeder hat in gewissen Bereichen immer leicht die Nase vorne, großartige Fotos kannst du mit beiden Herstellern machen.
Wichtiger ist: Gehe vorab einmal in ein Fotofachgeschäft und nimm die Kameras beider Produzenten in die Hand. Was fühlt sich besser an? Was liegt besser in der Hand? Das sollte der ausschlaggebende Grund für deine Entscheidung sein.
Wenn du etwas für den Telebereich suchst, um etwa Vögel oder Schmetterlinge zu fotografieren, dann kann ich das Tamron 70-300 mm für etwas mehr als 300 Euro (Neupreis) sehr empfehlen. Das Objektiv bietet sein sehr gutes Preis-Leistungsverhältnis und mit der Brennweite von 300 mm kannst du schon einiges machen.
Umgerechnet entsprechen 300 mm an einer der oben genannten Kameras nämlich auf eine analoge Kleinbild-Kamera bzw. eine digitale Vollformat-Kamera übertragen rund 450 mm Brennweite. Verantwortlich dafür ist der sogenannte Cropfaktor.
Auch Systemkameras wie die Sony Alpha 5000 werden immer konkurrenzfähiger und stehen der Bildqualität der DSLRs in nichts nach. Kein Wunder: Selbst Nikon setzt auf die Sensoren aus dem Hause Sony. Und die Sensoren sind ein sehr wichtiger Bestandteil in der Kette der Bildqualität.
Allerdings ist die Auswahl der Objektive für dieses – im Vergleich zu DSLRs – recht neue Format nicht so umfangreich, wie für DSLRs. Bei Nikon und Canon gibt es alleine einen Gebrauchtmarkt aus mehreren Jahrzehnten Vergangenheit.
Denn selbst die Objektive von alten, analogen Spiegelreflexkameras passen heute noch auf moderne DSLRs (wenn manchmal auch mit gewissen Funktionseinschränkungen). Und gute Objektive sind besonders im Telebereich äußerst teuer. Je mehr Auswahl du also zur Verfügung hast, desto besser.
Für mehr Infos lies den Artikel spiegellose Systemkamera oder Spiegelreflex-Kamera.
800 Euro – 2.000 Euro Budget
Wenn du etwas mehr Budget über hast (notwendig ist das aber nicht für den Einstieg!), dann investiere dein Geld erst in ein besseres Objektiv, bevor du dir eine teurere Kamera zulegst. Dies hat meist die größeren Auswirkungen auf die Qualität deiner Fotos.
Am Objektivmarkt hat sich zur Freude der Naturfotografen in den vergangenen Jahren einiges getan. Musste man früher noch mehrere tausend Euro hinlegen um eine „vernünftige“ Brennweite in den Händen zu halten, bekommt man heute schon für rund 1.000 Euro tolle Objektive mit Brennweiten von bis zu 600 mm von Tamron oder Sigma.
Eine sinnvolle Ergänzung für einen Naturfotografen ist auch immer ein Makroobjektiv, das es dir ermöglicht bspw. kleine Insekten oder Blumen besonders nah auf den Sensor zu bannen.
Gute Objektive von Sigma oder Tamron gibt es hier schon für ~450 Euro. Achte darauf, dass das Objektiv einen Abbildungsmaßstab von 1:1 hat, nur dann ist es auch ein echtes Makroobjektiv.
Landschaftsfotografen werden ihre wahre Freude mit einem UWW haben – einem Ultraweitwinkel-Objektiv. Das Sigma 10-20 mm gibt es bereits für etwa 400 Euro.
Falls du dir dann noch Gedanken über eine „größere“ (nicht unbedingt bessere) Kamera machen solltest, schau dir doch mal die Nikon D7200 oder Canon 80D an.
Mehr als 2.000 Euro Budget
Wie wäre es mit einer Vollformatkamera für 3.000 Euro? Oder einer 600 mm Festbrennweite für 13.000 Euro? Alles was über den Bereich von 2.000 Euro geht, übersteigt in jedem Fall den Rahmen für den Einstieg in die Naturfotografie. Es gibt hier großartige Möglichkeiten, die im Wert entspannt mit einem Kleinwagen mithalten können. Aber auch ich kann hiervon nur träumen.
Zwingend nötig ist es zu Beginn nicht, einen dermaßen großen Betrag in die Ausrüstung zu stecken. Natürlich kann man den Unterschied in der Bildqualität am Ende sehen,
Tipp: Gebrauchtkauf von Kamera und Objektiv
Bei Objektiven lohnt es sich auch immer, einen Gebrauchtkauf in Betracht zu ziehen. Denn solange diese keine Beschädigungen auf den Linsen (Kratzer, Pilz o.ä.) haben und auch die Mechanik (Autofokus, Bildstabilisator) noch einwandfrei funktioniert, ist der Unterschied zu einem neuen Objektiv auf dem Foto hinterher quasi nicht zu erkennen.
Auch deine DSLR kannst du durchaus gebraucht kaufen. Wichtig dabei: Erfrage den Stand der Auslösungen. Moderne Kameras sind – als grober Richtwert – auf ca. 150.000 Auslösungen ausgelegt. Informiere dich aber vorab beim Hersteller über das jeweilige Modell.
Da du als Hobbyfotograf wahrscheinlich etwa 10.000 bis 30.000 Fotos im Jahr machen wirst, ist es also kein Problem wenn die Kamera schon 30.000 oder 50.000 Auslösungen runter hat und sonst aber wunderbar funktioniert.
Freue dich außerdem über Kratzer o.ä. an den Geräten (solange sie nicht auf der Linse des Objektives sind). Denn sie beeinflussen die Bildqualität in keinster Weise, sorgen aber dafür dass du den Preis vielleicht noch um den einen oder anderen Euro drücken kannst.
Als netter Nebeneffekt wird beim Gebrauchtkauf natürlich die Umwelt geschont, da kein zusätzlicher Resourcenverbrauch notwendig ist.
Kameratasche
Für Kamerataschen gibt es einen riesigen Markt. Mein absoluter Geheimtipp für den Anfang: Lass dich davon nicht blenden. Du hast sicherlich einen Rucksack oder eine Tasche zu Hause, das genügt für den Anfang völlig!
Hole dir lediglich als Schutz ein günstiges Einschlagtuch (ich habe gute Erfahrungen mit den Produkten von X-WRAP gemacht) oder Alternativ eine Kamera-Einsatztasche für deinen Rucksack oder deine Tasche. Welches Produkt du am Ende nutzt, ist etwas Geschmackssache. Ich persönliche finde die Einschlagtücher praktischer.
Mit einer Investition von rund 20 Euro hast du damit für den Anfang erst mal ausgesorgt. Solltest du später immer noch das Bedürfnis nach einem speziellen Fotorucksack haben (ich persönlich habe bis heute noch keinen…), kannst du immer noch aufrüsten.
Sonstige Ausrüstung für Naturfotografie
Mehr brauchst du tatsächlich erst mal nicht, um in die Natur zu ziehen und deine ersten Fotos zu machen. Probiere erst aus was dir Spaß macht und sammle Erfahrungen was dir wirklich fehlt, bevor du dir weitere spezielle Ausrüstung holst.
Findest du etwa Spaß an der Landschaftsfotografie, musst du dir etwa Gedanken über ein Stativ (Dreibein) für Langzeitbelichtungen machen. In Verbindung mit den richtigen Filtern (Grauverlauf oder Graufilter) eröffnet das tolle Möglichkeiten.
Möchtest du dich intensiver mit der Tierfotografie beschäftigen, benötigst du vermutlich ein Objektiv mit viel Brennweite. Und auch da ist ein Stativ (Dreibein oder Einbein) empfehlenswert. Aber auch neben der Kameraausrüstung können hier Gegenstände wie Tarnkleidung oder Tarnverstecke eine sinnvolle Investition sein.
Liegt deine Passion hingegen in der Makrofotografie, benötigst du – außer einem speziellen Makroobjektiv mit dem Abbildungsmaßstab 1:1 – zu Beginn eigentlich keine große Ausrüstung. Schnapp dir einfach deine Kamera, lege dich in die nächste Wiese und tauche in die faszinierende Makrowelt ein.
Mit Themen wie dem Einsatz von Reflektoren oder gar künstlichem Licht kannst du dich auch später beschäftigen. Gehe erst raus in die Natur und sammle viel Erfahrung. Wenn du dann merkst – Ok mir fehlt ein Ersatzakku oder ein Fernauslöser oder…. – dann kannst du dir Gedanken über eine Anschaffung machen.
Zusammenfassung
Eine einfache Kamera. Mehr braucht es für den Anfang nicht. Sammle erst deine Erfahrungen und finde heraus, wo deine Passion liegt. Dann lernst du auch schnell die Grenzen deiner Ausrüstung kennen und kannst diese entsprechend erweitern, um deinen fotografischen Horizont zu erweitern.
Es ist wichtig, dass du vor allem eines machst: Raus jetzt! Und zwar mit der Ausrüstung, die du schon besitzt. Die beste Ausrüstung schießt keine Fotos, solange du vor dem PC sitzt und die Schärfe von einzelnen Objektiven auf den Pixel genau untersuchst oder mit anderen über die richtige Kamerauflösung in Foren diskutierst.