Burg Teck und Burg Hohenneuffen habe ich inzwischen beide mehr als einmal bewandert. Die beiden Burgen Hohenzollern und Lichtenstein stehen schon seit längerem auf meiner Wunschliste. Jetzt sollte auch die Burg Hohenzollern fallen!
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Als Startpunkt für die Eroberung wurde das Örtchen Boll am Fuße der Burg ausgewählt. Wir stellen das Auto dort am Ortsrand ab und laufen die ersten Kilometer in südöstlicher Richtung durch eine offene Feld-Wiesen-Landschaft, die uns einen freien Blick auf die Burg gewährt. Es geht vorbei an Obstbäumen, schmusebedürftigen Katzen und urigen Bauernhöfen. Original stolpert aus einem Kuhstall sogar eine Bäuerin heraus und erzählt uns unaufgefordert von den unzähligen Schwalben, die sich hier wohl jedes Jahr in großer Zahl sammeln, bevor sie die Reise in Richtung Süden antreten. Vielen Dank für diesen Geheimtipp 🙂
Wir verlassen die offene Landschaft und treten in den Wald ein, um dort erst einmal an Höhe zu gewinnen. Das erste Etappenziel ist bald erreicht: Ruine Hohenjungingen – oder was eben davon übrig geblieben ist. Und das ist außer einer Gedenktafel nichts. Früher stand hier wohl auf einer Fläche von 10,2 x 11,5 Meter eine Gipfelburg mit einem Bergfried als Wohnturm.
Wir nutzen den Ort für einen kleinen Biss in die Stulle und gehen mutig und gestärkt dem steilsten Anstieg des Tages entgegen. Dieser beginnt unterhalb des Himbergs und endet bei knapp über 850 m ü. NHN. Angenehm zu laufende Serpentinen entschärfen den Anstieg jedoch und so kommen wir relativ leichten Fußes auf den Himberg. Und haben damit einmal mehr den Albtrauf erreicht.
Der Albtrauf ist quasi die Abbruchkante der schwäbischen Alb, die sich von Südwesten (Donaueschingen) nach Nordosten (Unterkochen) zieht. Jedesmal ein Garant für Wanderungen mit tollen Ausblicken! Auffällig ist in diesem Gebiet übrigens der Kalkstein, der einem dort immer wieder begegnet. Das wasserlösliche Gestein wird ausgewaschen und ist daher für die vielen Höhlen und Dolinen der schwäbischen Alb verantwortlich. Somit ist die schwäbische Alb eines der größten zusammenhängenden Karstgebiete in Deutschland. Genug geklugscheißt.
Vom Himberg aus folgen wir der Abbruchkante auf dem offiziellen Schwäbische-Alb-Nordrand-Weg, der seit 2009 als Qualitätsweg zertifiziert ist. Man könnte auch sagen wir folgen dem Hohenzollernweg. Denn die beiden decken sich hier. Immer wieder eröffnet sich uns dabei ein großartiger Ausblick in Richtung Norden bzw. Nordwesten, welcher oftmals auch auch den Blick auf die Burg freigibt.
Als Höhepunkt ist auf diesem Streckenabschnitt sicherlich der Hangende Stein zu erwähnen, der einmal mehr die Abbruchkante der schwäbischen Alb eindrucksvoll verdeutlicht. Hier zieht sich auch eine etwa 200 Meter lange und 2 Meter breite Kluft durch das Gestein, welche nur über eine kleine Brücke überquert werden kann. Man nimmt an, dass die anstehende Felswand eines Tages komplett abbrechen und ins Tal stürzen wird. Damit wäre Hangender Stein Geschichte. Bereits im 19. Jahrhundert gab es dort einen Abrutsch mit einer Größe von über 300.000 Quadratmeter.
Wir bleiben auf dem Höhenweg, der seinen krönenden Abschluss am Zeller Horn findet. Was für ein Plätzchen! Vor uns die Burg Hohenzollern die auf dem Zollerberg drohnt, dahinter Landschaft bis zum Horizont. Wir staunen, fotografieren und genießen.
Von hier aus folgt der Abstieg vom Albtrauf mit etwa 250 Höhenmetern. Kurzzeitig folgt ein Abschnitt von etwa 150-200 Metern einem steilen, schmalen Pfad mit lockerem Gestein, der unsere Konzentration fordert, aber bald wieder in einen bequemen Forstweg übergeht. Vorbei an der Wallfahrtskirche Maria Zell stehen wir nun am Fuße des Bergs Hohenzollern (ugs. Zollerberg) und nehmen die letzten 150 Höhenmeter des Tages in Angriff. Noch ein Anstieg, dann können wir die Burg einnehmen und uns eine wohlverdiente Holundersaftschorle (oder so ähnlich…) einverleiben. Attacke!
Oben angekommen, die Ernüchterung: Seine Majestät hätte gerne 10 Taler, ansonsten gewährt er dem Pöbel keinen Einlass. Wir stehen also vor verschlossenen Burgtoren. Die Belagerung war geglückt, nur die Eroberung wurde uns verwehrt. Mit Gastfreundschaft hat man schließlich noch keine Kriege gewonnen. Wir ziehen ab, aber die Asiaten harren noch aus und schießen scharf aus ihren Kameras. Vermutlich warten sie auf den Shuttle-Bus, der durchgehend die Besucher für einen kleinen Obolus vom Parkplatz bis vor die Burgmauern kutschiert.
Auf dem Weg nach unten treffen wir noch auf keuchende und fluchende Amerikaner, die vermutlich das Busangebot am Parkplatz verpasst haben. An diesem angekommen, sind wir erleichtert nicht diesen Parkplatz als Startpunkt auserkoren zu haben. Denn auch hier muss man seine Silberlinge abtreten. Wir verlassen den Parkplatz über einen kleinen Waldweg in Richtung der Ortschaft Boll. Von hier aus sind es nur noch 2 km bis zu unserem Ausgangsort, den wir müde aber glücklich nach knapp 7 Stunden wieder erreichen.